Berliner Landesverband der Vertriebenen e.V.
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Flucht und Vertreibung der Deutschen

1945 Flucht der deutschen Bevölkerung

Im Winter 1944/45 erreichte die Sowjetarmee deutsches Gebiet.

Infolge der furchtbaren Massaker durch die Sowjetsoldaten und Partisanen an der deutschen Zivilbevölkerung wurde diese von Angst und Schrecken erfasst. Hunderttausende ergriffen die Flucht.

Wer Glück hatte, erreichte die Eisenbahn oder ein Schiff. Andere zogen in Trecks, zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Handwagen oder Schlitten bei grimmiger Kälte nach Westen. Unzählige kamen dabei ums Leben, wenn die Schiffe torpediert in der Ostsee versanken, wenn Tiefflieger die Flüchtenden beschossen, Panzer sie niederwalzten oder sowjetische Truppen sie erreichten.

Tausende starben auch noch, als sie sich schon in Sicherheit glaubten, aber in west- oder mitteldeutschen Städten bei Terrorangriffen durch Bomben umkamen, wie z. B. in Dresden.

Deutsche rechtlos

Nach der Besetzung der deutschen Siedlungsgebiete durch sowjetische Truppen oder Partisanenverbände waren die deutschen Bewohner Freiwild.

Die provisorische polnische Regierung in Lublin beispielsweise und der tschechoslowakische Präsident Benesch aberkannten den deutschen Einwohnern in nahezu gleichlautenden Erlassen und Dekreten sämtliche Rechte und erklärten den gesamten deutschen Besitz - einschließlich der Häuser und des Grundbesitzes - für enteignet und beschlagnahmt.

Das geschah auch in den übrigen Ländern des Ostblocks.

Die Deutschen mussten - wie die Juden in der Nazizeit - sich kennzeichnen. Sie hatten in der Tschechoslowakei weiße Armbinden zu tragen und auf der Brust einen weißen Lappen mit schwarzem N ( N für "nemec" = Deutscher ).

Die Benutzung von Fahrzeugen, einschließlich von Fahrrädern, war Deutschen untersagt.

In der Öffentlichkeit Deutsch zu sprechen, war verboten.

Für alle Deutschen bestand Arbeitspflicht.

Viele wurden in Arbeitslager verbracht und mussten in Bergwerken, Fabriken oder landwirtschaftlichen Betrieben schuften, bei unzureichender Verpflegung, verfemt und ohne Entlohnung.

Dabei waren sie von ihren Familien getrennt.

Zu Zwangsarbeit verpflichtet

Hunderttausende Deutsche wurden in die Sowjetunion zur Zwangsarbeit verschleppt.

Viele verloren dort ihr Leben. Zurückkehren konnten die Überlebenden meist erst nach vielen Jahren, zahlreiche von ihnen krank und lebenslang geschädigt.

"Bevölkerungstransfer"

In wilden Vertreibungen jagte man Deutsche seit Juni 1945 einfach über die Grenze oder transportierte sie in Viehwaggons dorthin.

In der Potsdamer Konferenz im August 1945 hatten die Alliierten diesen „Bevölkerungstransfer”, der in „humaner Weise” erfolgen sollte, gebilligt. Das Gegenteil war der Fall.

Vertreibung und Humanität schließen sich aus. Die furchtbaren Geschehnisse bei der Vertreibung bewiesen es.

Hafentor, Stettin

Hafentor, Stettin

"Vertreibungstransporte"

Seit März 1946 trafen täglich Transportzüge mit jeweils ca. 1200 vertriebenen Deutschen in Restdeutschland ein. In Viehwaggons wurden die Menschen mit dem zugestandenen Fluchtgepäck von 50 kg pro Person untergebracht. Das Gepäck wurde mehrfach kontrolliert und durch Beschlagnahmen dezimiert.

In Flüchtlingslagern fanden die Vertriebenen in Deutschland erste Aufnahme. Der Aufenthalt darin dauerte für viele einige Jahre. Die Not war unvorstellbar.

Dokumentation der Vertreibung

Das Bundesarchiv in Koblenz hat Berichte und Urkunden über das Vertreibungsgeschehen gesammelt. Wie es den Deutschen im russischen, polnischen, tschechoslowakischen, jugoslawischen, ungarischen und rumänischen Machtbereich erging, schildern die Berichte in der Dokumentation, die vom Bundesministerium für Vertriebene herausgegeben wurde.

Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa. 8 Bände. Bonn 1953-1961. Nachdruck München 1984. Über Flucht und Vertreibung gibt es seitdem viele wichtige Veröffentlichungen.

Die deutsche Bundespost gedachte 1955 und 1965 der Vertreibung der Deutschen und 1985 ihrer Eingliederung durch die Herausgabe von Sondermarken.

Vertreibungsopfer

2.111.000 Vertreibungstote

Bei der Vertreibung verloren

- 2.111.000 Menschen ihr Leben

- 1.225.000 aus den Ostprovinzen des Deutschen Reiches

- 267.000 aus der Tschechoslowakei

- 619.000 aus den übrigen Ländern

Über 13 Millionen vertriebene Deutsche

Nach Gerhard Reichling: Die deutschen Vertriebenen in Zahlen, hg:. Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Bonn 1986 gab es 1,7 Millionen verschleppte und 13,3 Millionen vertriebene Deutsche.

Verschleppte

In den ost- und südosteuropäischen Siedlungsgebieten wurden insgesamt 1.710.000 Deutsche von Verschleppungsmaßnahmen betroffen, darunter 980.000 Russlanddeutsche.

Vertriebene

13.366.000 Deutsche flüchteten und wurden vertrieben. In Deutschland fanden bis 1950 insgesamt 12.750.000 Heimatvertriebene Aufnahme.

Von 1950 bis 1991 kamen weitere 2.618.759 Deutsche aus den Ostblockländern nach Deutschland.

Hakenterrasse, Stettin

Hakenterrasse, Stettin

Eingliederung

Die Vertriebenen verharrten nicht in Untätigkeit und Resignation, sondern begannen sich in ihre neue Heimat einzugliedern.

Dabei waren die Zahlungen aus dem Lastenausgleichsgesetz (LAG) eine Hilfe, wenngleich die Leistungen nicht so groß waren, dass sie eine Entschädigung darstellten. Die Schadensfeststellung erfolgte nach Einheitswerten, so beispielsweise für einen Hektar landwirtschaftliche Fläche durchschnittlich 1.250 RM, einschließlich aller Aufbauten, Tiere, Maschinen und Geräte. Ein Quadratmeter Bauland in ländlichen Gebieten wurde mit 0,10 RM bewertet. Die Gelder wurden nur zum Teil bar gezahlt. Viele Berechtigte gingen wegen fehlender Beweisunterlagen leer aus.

Am schwierigsten war es für Bauern. Sie konnten meist Arbeit nur als „Hilfsarbeiter” finden. Nur wenige hatten Glück, Vollbauernstellen zu erwerben.

Insgesamt trugen die Vertriebenen wesentlich zum „Wirtschaftswunder” der jungen Bundesrepublik bei.

Auch kulturell bedeuteten die Aktivitäten der Vertriebenen eine enorme Bereicherung.

Ganz selbstverständlich für sie war es, sich politisch zu betätigen; jedem Radikalismus schworen sie ab.

Stuttgarter Erklärung 1950 !

Aus der

Charta der Deutschen Heimatvertriebenen

vom 5. August 1950:

Im Bewußtsein ihrer Verantwortung vor Gott und den Menschen,

im Bewußtsein ihrer Zugehörigkeit zum christlich-abendländischen Kulturkreis,

im Bewußtsein ihres deutschen Volkstums und der Erkenntnis der gemeinsamen Aufgabe aller europäischen Völker

haben die erwählten Vertreter von Millionen Heimatvertriebenen nach reiflicher Überlegung und nach Prüfung ihres Gewissens beschlossen, dem deutschen Volk und der Weltöffentlichkeit gegenüber eine feierliche Erklärung abzugeben, die die Pflichten und Rechte festlegt, welche die deutschen Heimatvertriebenen als ihr Grundgesetz und als unumgängliche Voraussetzung für die Herbeiführung eines freien und geeinten Europas ansehen.

1. Wir Heimatvertriebenen verzichten auf Rache und Vergeltung. Dieser Entschluß ist uns ernst und heilig im Gedenken an das unendliche Leid, welches im besonderen das letzte Jahrzehnt über die Menschheit gebracht hat.

2. Wir werden jedes Beginnen mit allen Kräften unterstützen, das auf die Schaffung eines geeinten Europas gerichtet ist, in dem die Välker ohne Furcht und Zwang leben können.

3. Wir werden durch harte, unermüdliche Arbeit teilnehmen am Wiederaufbau Deutschlands und Europas.

Wir haben unsere Heimat verloren. Heimatlose sind Fremdlinge auf dieser Erde. Gott hat die Menschen in ihre Heimat heingestellt. Den Menschen mit Zwang von seiner Heimat zu trennen, bedeutet ihn im Geiste töten.

Wir haben dieses Schicksal erlitten und erlebt. Daher fühlen wir uns berufen zu verlangen, dass das Recht auf die Heimat als eines der von Gott geschenkten Grundrechte der Menschheit anerkannt und verwirklicht wird.

Solange dieses Recht für uns nicht verwirklicht ist, wollen wir aber nicht zur Untätigkeit verurteilt beiseite stehen, sondern in neuen geläuterten Formen verständnisvollen und brüderlichen Zusammenlebens mit allen Gliedern unseres Volkes schafften und wirken. [...]

Die Völker der Welt sollen ihre Mitverantwortung am Schicksal der Heimatvertriebenen als der vom Leid dieser Zeit am schwersten Betroffenen empfinden.

Die Völker sollen handeln, wie es ihren christlichen Pflichten und ihrem Gewissen entspricht.

Die Völker müssen erkennen, dass das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen wie aller Flüchtlinge, ein Weltproblem ist, dessen Lösung höchste sittliche Verantwortung und Verpflichtung zu gewaltiger Leistung fordert.

Wir rufen Völker und Menschen auf, die guten Willens sind, Hand anzulegen ans Werk, damit aus Schuld, Unglück, Leid, Armut und Elend für uns alle der Weg in eine bessere Zukunft gefunden wird.




- Der Vorstand des Berliner Landesverbandes der Vertriebenen e.V.



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